Leseprobe

“Zwischen Zeilen und Herzen”

Prolog

Getrieben von der Angst, laufe ich keuchend die dunkle Gasse entlang, ehe ich am Ende eine Straße mit Laternen wahrnehme. Hoffnung schimmert in mir auf, wobei ich jetzt noch mehr aufpassen muss, dass ich nicht über das Pflasterstein stolpere. Als ich Blicke auf meinem Rücken spüre, die sich wie ein Wundmal einbrennen, ist der Lichtblick auch schon wieder im Keim erstickt. Dieses Gefühl verstärkt sich, als ich dumpfe Schritte hinter mir wahrnehme. Ich darf mich darauf nicht allzusehr konzentrieren, denn wenn ich langsamer werde, wird er mich schnappen.

Meine Lungen schmerzen, doch werde ich vom Adrenalin angetrieben und kann nicht aufhören zu laufen. Als würde mein Leben davon abhängen, renne ich immer schneller und schneller. Bei dem Gedanken, was mir alles widerfahren könnte, wenn mich diese großen Hände erst einmal gepackt haben, wird mir ganz schlecht. Wer weiß, ob ich das am Ende wirklich überleben würde.

Wann wird das alles nur endlich aufhören? Wann werde ich endlich meinen Frieden finden? Wann werde ich endlich Ruhe haben?

Mein Fuß bleibt an einem Seil hängen, das ich hastig abzustreifen versuche, doch es will nicht abgehen. Die Schritte hinter mir hallen in meinen Ohren. Sie sind mittlerweile schon so laut geworden, dass ich es nur noch mehr mit der Panik zu tun bekomme. Mir ist als wäre der Schatten ganz nah, was sich mir bestätigt, sobald ich zu Boden blicke. Immer näher kommt die wirkende Kraft, die Bedrohung. Das kann doch nicht so schwer sein aus dieser verdammten Schlaufe raus zu kommen!

Die Schritte werden langsamer, so als wäre der Löwe kurz davor zum Sprung anzusetzen. Gerade will ich fluchen, da schaffe ich es irgendwie aus der Schlinge zu kommen und sprinte wieder los. Ich haste um die Ecke, woraufhin ich die erste Laterne erreiche. Als wäre die Lichtquelle der Schutz vor jeder Bedrohung, atme ich erleichtert auf. Da bemerke ich erst, dass sich kaum bis gar keine Menschen auf der Straße befinden, was mir noch mehr Angst in Mark und Knochen treibt. Niemand würde es bemerken und niemand würde mir zur Hilfe eilen.

Ohne noch länger an Geschwindigkeit zu verlieren, rase ich weiter den Fußweg entlang. Nicht mehr weit und ich bin zu Hause. Nur noch ein kleines Stück. Nur noch-

»Amelia«, haucht mir die Stimme ins Ohr, während seine eisige Hand meine Schulter ergreift. Wie eine Schlange umfassen seine kräftigen Arme meinen Körper, dabei packen seine Finger meinen Hals, während ich sein Lächeln an meinem Ohr spüren kann. So nah ist er mir. »Es hat keinen Sinn davon zu laufen. Ich werde dich immer finden. Und wenn ich dich einmal gefangen habe, gibt es kein Zurück mehr, denn du bist mein, la mia luce solare.«

Meine Adern gefrieren zu Eis nur allein bei der Vorstellung, nie die Freiheit zu bekommen, die ich mir wünsche. Wie ein Fluch hängt er an meiner Seele, als hätten wir einen Pakt geschlossen. Tausende von Erinnerungen schießen mir durch den Kopf, dabei fällt es mir noch schwerer mich zu bewegen. Kein Wort will mir aus meiner Kehle entkommen, nicht mal ein Schrei, so stark stehe ich unter Spannung.

Seine ekelhaften Finger wandern über meinen Oberarm, was mir eine Gänsehaut verpasst. Jede Berührung erweckt einen neuen Schauder, der immerzu im Nacken beginnt und sich über meinen Rücken zieht. Die andere Hand spielt sich mit meinen Haaren, dabei werden seine Liebkosungen zu harten, packenden Handgriffen, die mir zu vermitteln scheinen, dass mein Körper ihm gehört. Nichts, aber auch wirklich gar nichts will mir einfallen, was ich dagegen tun kann. Er hat die Kontrolle über mich, als wäre er der Puppenspieler und ich seine Marionette.

»Merk dir das, Amelia. Es gibt kein Entkommen.« Erneut fühle ich sein Flüstern auf meinem Ohr. Ein düsteres Lachen entkommt ihm, während er mich noch einmal mit beiden Händen fest an den Oberarmen packt, langsam über meine Brüste hinabwandert bis hin zu meinem Bauch, um sich den Weg tiefer zu bahnen. Tränen bilden sich in meinen Augen, während ich mir wünsche, dass der Albtraum endlich ein Ende hat. Tiefe Leere schießt mir ein Loch durch die Brust. Der Startschuss, der mir signalisiert, dass ich meine Würde bereits verloren habe und es jetzt nur noch darum geht alles durchzustehen.

Kurz bevor er zwischen meinen Beinen endet, lassen die Hände wieder von mir ab. Angespannt halte ich noch immer den Atem an. Kälte strömt durch meinen Körper und ich denke zu glauben, einen eiskalten Luftzug an meinem Nacken zu spüren. Die Berührungen kleben noch immer an meinem Körper, wie ein Tattoo, das nicht abwaschbar ist.

Ich sehe eine Menschenmasse auf mich zukommen, das muss zu bedrohlich gewirkt haben. Erleichtert atme ich auf. Die Gefahr ist zwar fürs Erste vorbei, aber ich weiß ganz genau, dass sie das nie ganz sein wird.

Kapitel 1

Amelia

»Habe ich dir schon erzählt, dass ich den einen heißen Kerl, der letztens hier war, im Fitnessstudio getroffen habe?«, kichert Marie, während sie die Bücher aus den Kisten räumt, um zu überprüfen, ob alles richtig geliefert wurde.

»Nein, das hast du tatsächlich noch nicht. Meinst du den einen mit den langen Haaren? Der einen Zopf trägt?«, frage ich neugierig nach. Wir sind gerade dabei, die Warenübernahme zu machen, noch bevor die ersten Kunden kommen.

»Ja! Genau der!«, quietscht sie fröhlich. »Er sieht so verdammt gut aus, wenn er trainiert.« Theatralisch fächert sie sich frische Luft zu. »Blöderweise hatte ich an diesem Tag so richtig bescheuerte Trainingskleidung an. Normalerweise schaue ich darauf, dass ich gut angezogen bin und meine Frisur sitzt. Woher hätte ich auch wissen sollen, dass ausgerechnet ER auftaucht?«

Ich muss kichern. »Das nenne ich schlechtes Timing.«

»Hast du das eigentlich mitbekommen, wie er mich in der Spiritualität-Abteilung angesprochen hat? Erst treffe ich ihn in der Arbeit und dann auch noch im Fitnessstudio! Ob das Zufall war oder doch schon Schicksal?«, erzählt sie aufgeregt weiter. Ich muss bei ihrer Euphorie ein wenig schmunzeln.

»Nur, dass er etwas über Persönlichkeitsentwicklung wissen wollte, mehr nicht. Aber seien wir ganz ehrlich. Was hatte er sich dabei gedacht, das richtige Buch in dieser Abteilung zu finden?« Ein weiteres belustigtes Lachen entkommt mir.

»Ja, oder?« Marie stimmt zu meinem Lachen ein. »Ich habe ihn dann aber zum Glück zur richtigen Abteilung geleitet. Ich denke, er hätte sonst nie gefunden, was er braucht.« Sie überreicht mir den Lieferschein für die Kiste, die sie gerade kontrolliert hat und ich nehme ihn dankend entgegen, bevor ich die Daten eintippe. »Ich habe ihn übrigens auf der einen Dating-App gefunden.«

»Also ist er auf der Suche?«, frage ich kokett, dabei sehe ich sie an, während ich mit den Augenbrauen wackle.

»Scheint so. Gott, aber er nervt mich so!«, seufzt Marie, während sie sich die nächste Kiste vornimmt.

»Warum denn das?«

»Na, weil er mich nicht matched!«, jammert sie.

»Okay, das ist dann sein Pech. Aber du weißt ja jetzt immerhin, in welchem Fitnessstudio er trainiert.«

Marie überreicht mir den letzten Lieferschein der Lieferung, bevor sie die Ware auf unseren Wagen platziert. Ich mache die Warenübernahme fertig und drucke die Etiketten für die Kundenreservierungen aus, damit Marie sie auf die Bücher kleben kann.

»Das stimmt. Aber er ist entweder zu anderen Zeiten wie ich dort, oder sehr selten.«

Sobald die Etiketten fertig gedruckt sind, stehe ich auf, hole sie vom Drucker und gehe dann auf meine Aushilfskraft zu. »Weißt du, Marie. Du bist noch so jung. Ich weiß, dass die Partnersuche frustrierend sein kann, aber versuche zu denken, dass wenn etwas nicht in deinem Leben richtig läuft, dann ist es wohl nicht Teil deines Lebens und soll nicht sein. Wenn du etwas hinterherjagst und es nicht fangen kannst, dann lass es laufen. Mach es wie der Schmetterling. Fliege von Blume zu Blume. Behalte aber nur das, was wirklich bei dir bleiben will. Lass den Rest los, um unnötigen Ballast zu verhindern, um überhaupt weiterfliegen zu können.« Erst als ich mit meiner Weisheitsrede fertig bin, überreiche ich ihr die Etiketten.

»Du hast ja recht. Trotzdem kann manches so verlockend sein!« Sie nimmt seufzend die Etiketten entgegen und beginnt dann schweigend diese auf die Bücher zu kleben.

Ich nicke, dann mache ich den Rest fertig, bevor es so weit ist, auf die Verkaufsfläche zu gehen. Ich bin sehr froh über Marie. Sie ist Studentin im Bereich Marketing. Wie das Studentenleben so ist, hat sie nicht viel Geld in der Tasche, weshalb sie mir an Samstagen aushilft. Doch heute ist eine Ausnahme, denn es ist Montag. Sie hat einen freien Tag, den sie lieber nutzen will, um zu arbeiten, damit sie am Samstag frei hat.

Die Kasse muss noch angemeldet werden, daher gehe ich ins Büro, das sich in einem kleinen Extraraum befindet, direkt angrenzend zum Lager, wo wir die Warenübernahme machen. Darin befinden sich ein Computer, viele Ordner und eben auch der Tresor, worin sich die Kassen befinden. Hier zähle ich auch das Geld nach Kassenschluss und mach den Abschluss. Stolz durchfährt meinen Körper. Obwohl meine Eltern diese Buchhandlung gegründet haben, bin ich dennoch sehr stolz, diese jetzt führen zu dürfen. Auch wenn der Lauf der Dinge durch ein trauriges Erlebnis ins Rollen gekommen ist.

Durch einen Unfall sind meine Eltern verstorben. Das Haus, das wir hatten, brannte in jener Nacht lichterloh ab und meine Eltern gleich mit. Ich hatte verdammtes Glück, dass ich das Wochenende bei meiner Großmutter übernachtet habe, die in der Steiermark wohnt. Wir haben schon immer einen besseren Draht zueinander gehabt. Viel intensiver als zu meinen Eltern.

Ich will jetzt nicht sagen, dass mich der Tod absolut nicht mitgenommen hat, ganz im Gegenteil. Als ich die Nachricht am nächsten Tag mitgeteilt bekommen habe, war ich am Boden zerstört. Es ist wie ein Riss, der einen in den Untergang treiben kann. Wie eine Schlucht, die droht, dich in die Tiefen zu reißen.

Ich war zu dem Zeitpunkt 26 Jahre alt und kurz nach dem Abschluss meiner Ausbildung zur Buchhändlerin. Und dadurch, dass meine Eltern viel Geld zurückgelassen haben, war es seither irgendwie meine Bestimmung und auch mein Traum dieses Unternehmen weiterzuführen.

Für einen kurzen weiteren Moment lasse ich die Erinnerungen in mir aufleben, bevor ich sie wieder beiseiteschiebe. Die Kasse bringt sich nicht von selbst raus, denke ich. Da setze ich mich auch schon in Bewegung.

Eine morgendliche Frühlingsbrise huscht durch die Tür, als eine Stammkundin die Buchhandlung Seitenzauber betritt. Das kleine Glöckchen klingelt und erfüllt den Raum mit mehr Leben. Von der Kasse aus beobachte ich, wie Marie die kuschelige Sitzecke ordentlich aufräumt, die Kissen lockert und die Decken faltet. Kurz spricht die Kundin mit Marie, dabei erstrahlt ihr Gesicht, die Studentin an diesem Montag zu sehen, anstelle wie sonst immer am Samstag.

Erst seit einiger Zeit biete ich auch einige Heißgetränke an, die gerne an den Tischen getrunken werden. Deshalb fragt Marie, ob sie denn etwas trinken wolle, aber die Kundin lehnt freundlich ab. Bisher hat es mit den Getränken zum Glück noch keine Probleme gegeben, dass Bücher durch das Kleckern von Flüssigkeiten oder Sonstiges beschädigt worden sind. Die Kunden und Buchliebhaber gehen sorgsam und behütet mit den Büchern um, als wären sie ihr eigenes Kind.

Die Wände sind mit Kunstwerken geschmückt, die regionale Künstler zur Verfügung stellen. Dementsprechend sind die Bilder inspiriert von ihren Lieblingsbüchern. Zum Beispiel dient von Dan Brown der Da Vinci Code als Inspiration für eine Mona Lisa abgebildet als Gemälde im Museum. Unter dem Kunstwerk ziehen sich blutige Spuren. Oder von Benedict Wells Hard Land: ein altes Kino mit einem Jungen, der versucht, den Boden zu säubern, und um ihm herum liegt Popcorn auf dem Boden.

Verschiedenste Pflanzen, die noch gegossen werden müssen, schmiegen sich an die Bilderrahmen der Gemälde und schmücken die Fenster zur Auslage oder auch die Ecken der Buchhandlung. Von Aloe Vera über Orchideen bis hin zu Kletterpflanzen sind beinahe alle Rassen dabei.

»Guten Tag, Amelia«, meldet sich die Stammkundin nun, als sie näher zum Tresen der Kasse tritt. Sie hat einen langen Mantel an, der ihr ein wenig zu groß ist. Ihre flauschige, runde Mütze sitzt hingegen perfekt auf ihrem Kopf. Sie hat einen Regenschirm dabei, denn draußen nieselt es.

»Ich habe ja letztens ein Buch bestellt. Jetzt wollte ich mich mal erkundigen, ob es denn schon da ist. Ich war nämlich gerade auf dem Weg vorbei und Sie wissen ja, wie gern ich zu Ihnen reinkomme, Amelia.«

»Oh, Guten Tag, Frau Mayer. Sehr schön, dass Sie da sind. Ich werfe gleich mal direkt einen Blick auf das Abholfach, ob schon etwas für Sie angekommen ist. Einen kurzen Moment bitte.«

Hinter dem Tresen steht ein kleiner Schreibtisch, auf dem ein relativ alter Computer steht, den wir benutzen, um Bücher zu suchen, ob wir die auf der Verkaufsfläche überhaupt ausgestellt haben, oder diese bestellt werden müssen. Links daneben befindet sich ein Regal mit einem schwarzen Vorhang, der die bestellten Bücher versteckt. Sie sind nach Nummern geordnet.

»Da ist es ja!«, rufe ich, als hätte ich gerade einen großen, sagenhaften Schatz gefunden. »Der Poschenrieder und sein unsichtbarer Roman! Tolle Auswahl, das muss ich Ihnen lassen.«

»Ich bin schon sehr gespannt. Sie haben mir letztens schon so lange Zähne gemacht. Jetzt musste ich es mir einfach bestellen!«, gibt Frau Mayer mit einem zaghaften Lächeln zurück. Ich betreibe auch einen Online-Shop, weshalb ich die Bestellung nicht selbst getätigt habe.

»Da bin ich mir zu einhundert Prozent sicher, dass Ihnen dieser Roman gefallen wird. Das macht dann 10€ für Sie.«

»Machen wir 11€. Der Rest ist für die Kaffeekasse.«

Ich tippe den Betrag in die Kasse ein, daraufhin macht das Gerät, das die Rechnung ausdruckt, ein klackerndes Geräusch, dann überreiche ich ihr das Buch mit der Rechnung vorne drin und einem süßen Lesezeichen obendrauf. »Et voilá! Ihr Buch und die Kaffeekasse dankt.«

»Das ist aber ein hübsches Lesezeichen.«

»Ja, die Kunstgruppe hier im Ort war wieder sehr großzügig und hat mir eine ganze Packung frischer Lesezeichen geliefert. Es ist echt schön, so kunstinteressierte Menschen in der Nähe zu haben, die sich gerne kreativ austoben und mir tolle Sachen bringen. Es sind sogar wieder neue Bilder dazu gekommen.« Ich zeige auf das Bild links von der Leseecke.

»Ach herrlich, wie hinreißend! Irgendwann wird sich der Verlag Diogenes die Kunstgruppe unter den Nagel reißen, das sage ich Ihnen.«

Ich kichere und nicke zustimmend.

»Ich wünsche Ihnen dann noch einen schönen und erfolgreichen Tag, Amelia. Passen Sie gut auf sich auf. Wir sehen uns bald wieder und dann verrate ich Ihnen, wie mir der unsichtbare Roman gefallen hat. Ich hoffe ich verliere ihn nicht aus den Augen.«

Bei dieser Aussage muss ich schmunzeln und hebe zum Abschied die Hand. »Machen Sie es gut, Frau Mayer. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!«

Frau Mayer verlässt die Buchhandlung. Ich blicke ihr hinterher, bis die Tür ins Schloss fällt, dann sehe ich die eine Kundin, die sich bereits seit einer Weile in der Buchhandlung befindet und sehr unentschlossen wirkt. Kurz nach ihrer Ankunft - und das ist schon ungefähr 20 Minuten her - hatte ich sie schon gefragt, ob ich ihr mit etwas behilflich sein kann, denn sie sah wirklich sehr verzweifelt aus. Sie verneinte, also machte ich meine Arbeit hinter der Kasse weiter.

»Marie«, rufe ich quer durchs Geschäft und krame die Gießkanne hervor.

Sie kommt schnellen Schrittes näher, um kurz vorm Tresen abrupt stehen zu bleiben. »Ja?«

»Magst du bitte die Blumen gießen?«

Sie nickt, nimmt die Gießkanne ab, dann geht sie diese mit Wasser befüllen.

Erneut fällt mein Blick auf die Frau vor dem Krimiregal. Die Verzweiflung in ihrem Gesicht lässt mich nicht los. Außerdem will ich unbedingt wissen, welchen Grund es hat, dass sie so lange vor dem Krimi Bücherregal steht. Ist es ein Geschenk? Für eine Freundin? Für die Mutter? Den Vater? Kinder? Ist es ein Buch für sie selbst? Vermutlich ist die Kundin sehr unentschlossen, welches Buch sie als nächstes lesen soll. Oder sie ist wählerisch. Will sie nur bestimmte AutorInnen lesen?

»Kann ich Ihnen vielleicht etwas empfehlen? Geht es um ein Geschenk oder ist es für Sie selbst zum Lesen? Ich helfe Ihnen sonst echt gern, wenn Sie mich lassen«, höre ich mich sagen und frage mich im selben Moment, wann ich angefangen habe auf die Kundin vor dem Krimiregal zuzugehen.

Sie sieht mich mit ihren stechend grünen Augen an, als hätte ich gerade ihren Hund getötet - sofern sie einen hat. Dabei bemerke ich, dass ihre Haare sehr zerzaust sind und ihre Kleidung aus einem bunten Schal, ein dunkles Oberteil und einer Palazzohose besteht. Sehr gemütlich eigentlich. Sie wirkt dadurch fast so, als habe sie gerade eben ein Buch beendet und braucht so schnell wie möglich das nächste.

»Wie schon gesagt, ich benötige keine Hilfe«, antwortet sie zwar höflich, aber sehr reserviert. Irgendwie ärgert es mich, dass ich ihr nicht helfen darf, denn Kriminalromane sind super spannend zu empfehlen. Nicht jeder liest gerne blutige und skrupellose Thriller, wo die Psyche vielleicht auch noch eine Rolle spielt. Sebastian Fitzek und Andreas Gruber sind hier zwei Beispiele. Aber auch nicht zu vergessen, wenn man es etwas kälter mag und es einen in den Norden zieht: Samuel Björk.

Manche mögen es etwas leichter und vielleicht lustiger. Da würde es sich empfehlen mit Martina Parker einen Abstecher in den Garten zu machen. Wer Hunger hat, kann auch mit Rita Falk auf ein mörderisch gutes Gericht vorbeikommen, das hin und wieder für Aufregung sorgt. Aber diese Dame schien etwas Spezielles im Kopf zu haben, das sie wohl nicht zu finden scheint. Mit ihren zitternden Fingern wirkt sie umso mehr, als wäre sie auf Leseentzug.

»Sehr gerne. Wie Sie wünschen. Falls Sie doch Hilfe benötigen, dann scheuen Sie sich bitte nicht davor mich zu fragen«, sage ich beinahe singend und wende mich an ein anderes Regal: Fantasy. Ich liebe Fantasy Romane. Drachen, Magie, fantastische Wesen, unmögliche Liebe zwischen einem Troll und einer Lichtfee - wer weiß, ob es so eine Geschichte überhaupt gibt? Womöglich nicht.

Langsam lasse ich meine Finger über die Bücher tanzen und sortierte sie nach den Autoren. Während ich das tue, schweifen meine Gedanken ab. Ich denke an das Mittagessen, das ich vorhabe zu essen und an die Geschichte mit dem Troll und der Lichtfee. Würden sie Briefe schreiben, um miteinander zu kommunizieren? Wie zum Teufel würden sie sich überhaupt kennenlernen? Meine Gedanken werden leider von der Klingel über der Tür unterbrochen. Ich spüre plötzlich eine unerklärliche Unruhe, bevor ich mich umdrehe und direkt in sein Gesicht sehe.

Zwischen Zeilen und Herzen

Ein packender Liebesroman mit dunklen Geheimnissen

Amelia hatte sich ihren Aufbruch in ein neues Leben voller Freiheit und Frieden wohl anders vorgestellt. Ihre Bremsen versagen, als sie ihrem alten Leben in Salzburg und somit auch ihrem besessenen Exfreund Sebastian den Rücken kehren will, und sie kracht in einen Baum. Als sie wieder zur Besinnung kommt und Sebastians näherkommende Scheinwerfer erkennt, springt sie kurzerhand in einen Wohnwagen, der dem gutaussehenden Frederick gehört. Er folgt ihrer Anweisung, sofort loszufahren, und begibt sich mir ihr auf eine Reise ins Ungewisse.

Wird Amelia der Neustart nun doch gelingen, oder wird die Vergangenheit sich wieder einer aufregenden Zukunft in den Weg stellen?