Plotting

Strukturieren von Ideen

Hallöchen meine Buchwürmchen ♥

Das heutige Thema behandelt das Strukturieren von Ideen, damit wir uns anschließend das Plotting und die Charaktererstellung ansehen können. Dies ist somit eine Einleitung für die bereits erwähnten weiterführenden Teile. Das Strukturieren von Ideen ist insofern wichtig, damit man den Überblick behält. Wir haben bereits über die Ideenfindung gesprochen, jetzt werden sie strukturiert.

Die Ideen sind auf einem Blatt Papier, in WORD, Scrivener oder in sonstigen Schreibprogrammen aufgeschrieben, nun gehören sie strukturiert.

Idee

Angenommen das Genre ist Thriller, wir wollen einen tollpatschigen Detektiven, der gegen einen listigen Mörder ermittelt. Das Setting spielt in Irland, dabei streift der Mörder gern in den Pubs umher, um sich dort die nächsten Opfer auszusuchen, die er dann in der Gasse kaltblütig zur Strecke bringt. Sein Grund dafür könnte sein, dass er aufgrund eines früheren traumatischen Erlebnisses psychisch krank wurde und daher die Befriedigung darin findet, Menschen zu ermorden, um sich besser zu fühlen. Aber im Grunde fühlt er sich dadurch nicht besser, die Lust wird nur immer größer und es entwickelt sich eine Sucht. Möglicherweise könnte man Kapitel einbauen, die genau das zum Vorschein bringen. Kapitel, in denen der Mörder in der Ich-Perspektive agiert, die nächsten Opfer analysiert und man dem Gedankengang folgen kann. Der Detektiv hingegen fällt durch Zufall (so scheint es zumindest) auf die Hinweise zu stoßen. Entweder fällt er zu Boden durch eine von ihm unabsichtlich angezettelte Schlägerei im Pub, in der er aber irgendwie dann nicht verwickelt ist und entdeckt dabei eine Eigenart vom Mörder. Eine Liste an Opfern oder ein Symbol unter dem Tresen, an dem der Mörder regelmäßig sitzt und Ausschau hält. Dadurch beschließt er, ihn im Pub zu beobachten.

Außerdem sollte es blutig sein. Blutige Gassen, spannende Rätsel, ein Tier an der Seite vom Detektiv und eine beiläufige Liebesgeschichte. Der Detektiv ist kein wirklicher Frauenheld, dennoch hat er es geschafft, eine Frau zu begeistern, von der er sich hin und wieder zu sehr ablenken lässt. Vielleicht ist diese Frau eine List und man könnte daraus Plottwists generieren.

Mögliche Tropes könnten sein: abgelegene Orte, vermisste Person, unscheinbarer Bösewicht, Protagonist wird fälschlich bezichtigt, Erpressung, Countdown/Deadline

Okay, das sind so einige Ideen, die mir gerade spontan noch eingefallen sind. Falls euch noch etwas einfallen sollte, dann könnt ihr dies gerne in den Kommentaren hinzufügen und wir werden das im nächsten Blogbeitrag berücksichtigen. ♥

Also, wie strukturieren wir jetzt diese Idee, um einen tragfähigen Plot entwickeln zu können?

Wir formen einen kurzen Absatz, der die Idee in einen brauchbaren Plot verwandelt, der später noch genauer strukturiert wird. Das sieht also folgendermaßen aus:

Ein unscheinbarer Mörder macht die Straßen von Irland unsicher, indem er Menschen, die sich in jener Nacht noch im Pub aufgehalten haben, tot in einer Gasse aufgefunden werden. Nun gilt für den tollpatschigen Detektiven, das Verbrechen aufzuklären, für die ihm nur wenig Zeit bleibt, dessen Deadline er einzuhalten hat, denn es ist seine letzte Chance, sich als Detektiv zu beweisen, damit er seinen Job behalten darf, ansonsten wird er suspendiert. Doch ausgerechnet jetzt, obwohl er nie ein Frauenheld war, lernt er eine Frau kennen, die ihn auf Anhieb zu mögen scheint. Er ist somit hin und wieder von ihr abgelenkt, dabei kommt er bei seinem aktuellen Fall ins Wanken. Aufgrund seiner Tollpatschigkeit findet er dennoch die Hinweise, was ihn in seinem aktuellen Fall weiterbringt und somit auch näher zum Mörder leitet. In einer Nacht beobachtet er das Geschehen im Pub, wo die Frau, die ihm den Kopf zu verdrehen scheint, ihn erneut ablenkt und damit eine einmalige Chance verpasst, den Mörder auf die Schliche zu kommen. Sobald er zu Hause ankommt, bemerkt er einen Brief an seiner Haustüre hängen, der ihm mitteilt, dass wenn ihm das Leben seiner Geliebten wichtig sei, er sich stellen müsse, ansonsten werden ihm die Morde angehängt, denn es gäbe einen Beweis, das ihn in ein schlechtes Licht rücken könnte.

Jetzt beginnt das Plotting

Ich gehe gerne nach der 3 Akt Struktur von Syd Field. Dies gliedert die Handlung in drei Strukturen: Anfang, Mitte, Ende.

Hierzu ein kurzer Überblick

AKT 1

Hook

Dies ist der Beginn der Geschichte. Das erste Kapitel oder der Anfang soll die Leser fesseln, sodass sie nicht mehr aufhören können zum Lesen.

Inciting Inicdent

Etwas passiert, das den Charakter zum Handeln bringt. Dadurch wird die Geschichte wirklich in Gang gebracht. Das auslösende Ereignis muss nicht unbedingt ein großer, epischer, verrückter Aufruf zum Abenteuer sein. Es muss nur etwas sein, das den Protagonisten aus seiner Komfortzone drängt. Ein Konflikt taucht auf - etwas, dem sich der Protagonist direkt stellen muss. So einfach ist das. Es soll nicht zu kompliziert sein. Wenn du weißt, warum das auslösende Ereignis für den Protagonisten von Bedeutung ist, und du ihn so reagieren lässt, wie es ein normaler Mensch tun würde (indem er aus Angst in Deckung geht!), dann Gratulation. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.

First Plot Point

Die Welt des Helden verändert sich maßgeblich. Der Kernkonflikt wird vorgestellt, etwas unterbricht den Alltag des Helden und bringt die Handlung in Gang. Wir lernen neue Leute kennen, Geheimnisse werden gelüftet.

First Pinch Point

Pinches sind Stellen, an denen besonders viel Druck auf deinen Helden ausgeübt wird. Er muss handeln, sonst wird der Verlauf der Story katastrophale Ausmaße annehmen. Etwas geht schief, die Bösen greifen an, der Frieden wird unterbrochen. Der 1. Pinch wird gerne dazu verwendet, um den Antagonisten vorzustellen.

AKT 2

Pre-Midpoint Reactionary Hero

Die Verbindungsstelle zwischen Anfang und Ende. Der Punkt, an dem dein Held anfängt von einem Zustand zum Anderen überzugehen. Von Reaktion zu Aktion. Er realisiert, dass etwas getan werden muss.

Game-Changing Midpoint

Der Protagonist wird mit etwas Unerwartetem konfrontiert, das alles verändert. Dies ist der zweite große Wendepunkt, die Katastrophe oder der spielverändernde Moment in der Geschichte. Normalerweise wird diese Wende durch den Antagonisten oder Bösewicht der Geschichte herbeigeführt.

Post-Midpoint Action Hero

Der Protagonist nähert sich seinem Ziel aus einem anderen Blickwinkel. Überlege, wie der Protagonist mit der Wendung der Handlung umgehen wird. Es ist eine Art weiterer Zwischenfall, der ihn aus der Komfortzone herauskatapultiert und eine neue und unerwartete Herausforderung darstellt. Gib dem Protagonisten einen Plan für die Zukunft - und ein Gefühl dafür, wohin die Reise geht. Deine Leser wollen wissen, was als Nächstes passiert, weil sie vorhersehen können, was passieren MUSS.

Second Pinch Point

Denke daran, dass die "Opposition" kein tatsächlicher Bösewicht oder gar eine Person sein muss - es kann ebenso der Irrglaube (dies wird später noch bei der Charaktererstellung erklärt) des Protagonisten sein, der immer im Hintergrund lauert und sich darauf vorbereitet, ihn im dritten Akt anzugreifen. Was auch immer der größte "Gegner" ist, mit dem der Protagonist auf dem Höhepunkt der Geschichte konfrontiert wird, das ist es, was du dem Leser an diesem Punkt der Geschichte näher bringen willst.

AKT 3

Supposed Victory

Der Protagonist macht Fortschritte mit seinem neuen und verbesserten Plan und ist zuversichtlich, dass er siegreich sein wird. Vielleicht hat der Charakter auch schon die kleinste Herausforderung gemeistert und fühlt sich mit dem Plan ziemlich gut. Was der Charakter nicht ahnt, ist, dass eine Katastrophe bevorsteht. (HINWEIS: Dieser Punkt der Handlung ist optional, aber genial.)

Disaster

Alles geht schief. Zwinge deinen Protagonisten in die Knie, indem du die Katastrophe in seiner größten Angst und seinem Irrglauben verankerst. Es könnte etwas sein, das für jeden schrecklich ist, aber gehe noch einen Schritt weiter und mache es zu etwas besonders Schlimmem für den Protagonisten, weil er Angst hat und an etwas nicht glaubt. Jede Entscheidung, die er im Laufe der Geschichte getroffen haben, hat ihn zu diesem Moment geführt ... was bedeutet, dass er selbst an seinem Untergang schuld ist.

Dark Moment

Der Protagonist scheint hoffnungslos. Vor dem Morgengrauen ist es immer am dunkelsten. Dein Protagonist braucht einen Tiefpunkt, um einen "Aha"-Moment zu erleben - und das macht die Enthüllung so befriedigend. Aber gerade jetzt, nach der Katastrophe, fühlt sich dein Protagonist völlig gebrochen, verwirrt, verloren und enttäuscht.

AHA-Moment

Neuer Hoffnungsschimmer. Dies ist der größte Schlüsselmoment in der gesamten Geschichte. Nachdem der Protagonist durch die Katastrophe in die Knie gezwungen wurde, hat er eine Offenbarung - einen Aha-Moment. Er kann endlich sehen, wie die Angst und der Irrglaube ihn dazu gebracht haben, bei allem die falschen Entscheidungen zu treffen. Der Charakter erkennt, wie falsch er lag - aber vor allem sieht er, dass er seine Angst/seinen Irrglauben überwinden und die RICHTIGE Entscheidung treffen muss, um das Ziel zu erreichen: wahres Glück.

Temptation - AHA-Moment

Alternative zu einer Katastrophe + Dunkler Moment

Anstatt dass für den Protagonisten alles schief geht, geht alles gut. Der Protagonist erhält die Gelegenheit, endlich das zu bekommen, was er IMMER wollte (das auf einem Irrglauben basierende Ziel, dem er die ganze Zeit hinterhergelaufen ist), aber jetzt lehnt er es ab. Denn nachdem er sich auf diese transformative Reise begeben hat, erkennt er: Er will es nicht mehr. Er hat etwas so viel Besseres gefunden. Er hat das wahre Glück gefunden.

Climatic Confrontation

Der Protagonist stellt sich seiner größten Herausforderung. Das ist der Moment, auf den alle gewartet haben, in dem sich der Protagonist seiner bisher schwierigsten Herausforderung stellen muss. Es ist ein echter Test für ihren Charakter - und wie sie auf die Konfrontation reagieren, ist der Beweis dafür, dass er sich durch seine Reise VERÄNDERT hat .... Der Protagonist hat also bereits den inneren Kampf gewonnen (in seinem "Aha"-Moment), aber nun ist es an der Zeit, den äußeren Kampf zu gewinnen (was ihn natürlich dazu zwingen wird, sich seinen größten Ängsten zu stellen).

Victory

Der Protagonist überwindet seine Angst. Das bedeutet nicht unbedingt, dass der Protagonist die äußere Schlacht gewinnt oder dass sich die Dinge so entwickeln, wie er es sich erhofft hat. Aber der Protagonist erlebt einen persönlichen Sieg - weil er seine Angst überwunden und seinen Irrglauben zerstört hat. Wenn der Leser nicht weiß, wie sich die Figur durch die Reise verändert hat, musst du dein Buch so lange umschreiben, bis der Leser es weiß.

Resolution

Lose Enden flicken. Alle restlichen offenen Fragen werden beantwortet. Der Leser sollte keine Informationen vermissen oder sich noch Fragen stellen. Wenn das Buch Teil einer Serie ist, sollten es mit einem Cliffhanger enden, indem du den "Sieg" der Geschichte mit einer anderen "Wendung" austauschst. Wenn es sich um ein eigenständiges Buch handelt, solltest du sicherstellen, dass die Fragen des Lesers auf der letzten Seite beantwortet werden.


Das war im groben Überblick die Drei Akt Struktur. Im nächsten Beitrag kümmern wir uns um die Charaktere, denn zum Füllen der Drei Akt Struktur müssen wir einiges über unsere handelnden Charaktere lernen. Ich lade dich dazu ein, ein paar Ideen zu sammeln, damit wir gemeinsam am Plot arbeiten können. Am 15. Juli kommt der nächste Beitrag online. Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Zeit. ♥

Alles Liebe,
eure Avalee ♥

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Charaktere - Teil 1

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